Die Geschichte des Insulins

Die Geschichte des Insulins und der Behandlung des Typ-1-Diabetes
Schon die Ärzte der Antike kannten den „honigsüßen Urinfluss“, so die wörtliche Übersetzung von Diabetes mellitus. Genauer wird schon im Ägyptischen Papyrus Ebers“ (1550 v. Chr.) die Zuckerkrankheit beschrieben. Gleichfalls altindische Schriften (300 v. Chr. bis 600 n. Chr.) zeugen davon, obwohl jedoch erst Paracelsus (1493 ? 1541) Diabetes als Stoffwechselkrankheit erkannte.

Paul Langerhans (1847-1888)Im 19. Jahrhundert zeigt Claude Bernard in Tierversuchen die Spaltung von Kohlenhydraten der Nahrung im Darm. Auch Paul Langerhans (1847-1888) beschftigt sich damit. 1868 beschreibt er in seiner Doktorarbeit über die Bauchspeicheldrüse besondere „Zellhaufen“ – die Produktionsstätten des Insulins. Sie werden 1893 nach ihm benannt. Der Zusammenhang zwischen Blutzucker und Bauchspeicheldrüse wurde allerdings erst 1889 von Oskar Minkowski entdeckt. Er entfernte mit Josef Mering zusammen auf Verdacht die Bauchspeicheldrüse bei Hunden, als er erkannte, dass diese nun die typischen Symptome von Diabetes zeigten. Folglich musste der Pankreas etwas absondern, dass den Zuckerstoffwechsel reguliert.

1921 (27.07.1921 Entdeckung) beschreiben es Frederick Banting und Charles Best (Toronto): Das Hormon Insulin. Damit erst wird eine Behandlung des Diabetes bei jungen Menschen überhaupt möglich – 30. Juli 1921, Entdeckung des Insulins – was den beiden 2 Jahre später den Nobelpreis für Medizin einbringt. Der 13 jährige Patient Leonard Thompson wurde Anfang Dezember 1921 ins Krankhaus eingeliefert. Nach einer üblichen Behandlung mit viel Trinken und kohlenhydratarmer Nahrung tritt meist der langsame Tod ein. Doch dieser ließ bei dem ersten Patienten noch 14 Jahre warten – hatte doch die zweite und konzentriertere Injektion die Blutzucker von ca. 520 auf 120 mg/dl gesenkt – und kam dann in Form einer Lungenentzündung. 1923 war ebenfalls die erste industrielle Insulinherstellung vollbracht. Das Insulin musste mehrmals täglich injiziert werden, da die Konzentration sehr gering war. (U5-U10 Eli Lilly – USA und U10 bis U20 Hoechst – Deutschland). 1936 entwickelt Hagedorn in Dänemark das erste Protamininsuline (NPH) und somit das erste aus der Klasse der Verzögerungsinsuline. 1940 kam das erstes Depotinsulin (Surfeninsulin) als klare Lösung ? kein Aufmischen mehr nötig ? raus. Dieses wird 1951 als erstes in einer fixen Kombination unter Verwendung von 1/3 Altinsulin und 2/3 Chinolinharnstoffderivat (Surfeninsulin) angeboten (Komb – Insulin von Hoechst).

955 beschrieb Frederick Sanger (UK) den chemischen Aufbau des Insulins. Dies war die erste Voraussetzung zur synthetischen Herstellung des Insulins, wofür er 1958 den Chemienobelpreis bekommt. Die Insulinsynthese gelang 1963.

Seit Ende der 70er Jahre werden Blutzuckermessungen durch den Patienten möglich, während der heute so bedeutsame HbA1c Wert erst 10 Jahre später messbar wurde. 1980 kommt auch die erste Insulinpumpe in Serie raus, obwohl erst 3 Jahre später das häufig in der Pumpe verwendete Humaninsulin erscheint. Bis dahin hatte man die Angst einer Insulinverknappung, da 50 Rinder gebraucht wurde, um einen Diabetiker mit tierischem Insulin zu versorgen. Insulinpens erscheinen nach 4 jähriger Testzeit genau gegen Mitte des Jahrzehnts (1985). 1996 wird das erste kurz wirkende (Lispro) und 2000 das erste langwirkende Insulin Analogon (Glargin) eingeführt.

Quelle: u.a. Prof. Dr. med. Stephan Matthaei, Einführung: Versorgung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ-1 – Was war, was bleibt, was kommt?. Auf dem AccuChek Symposium 2005, Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft 2005 in Berlin (ICC); GlucoNews 2/2005, S.6-7